Beiträge von Boris Türm

    Als der Staatspräsident den Plenarsaal betrat, erklang der Bergener Marsch gespielt von einem Musikzug der Bergenwehr. Die amtierende Senatspräsidentin Géraldine Saunier stand bereits zum Empfang des alten und neuen Staatspräsidenten bereit. Es wurden Hände geschüttelt und zur Wiederwahl gratuliert ehe Staatspräsident Türm in Begleitung der Senatspräsidentin und seiner Frau Silia unter dem Applauss der Anwesenden Senatoren und der Zuschauer auf den Tribünen hinab schritt und sich auf den eigens für ihn bereitgestellten Stuhl vor dem Rednerpult neben seine Frau setzte. Kurz zuvor hatte Türm noch das restliche Präsidium mit einem begrüßenden Nicken bedacht.

    Selbstverständlich ließ der Staatspräsident seine besten Genesungswünsche und ebenfalls seinen Dank für geleistete Dienste übermitteln. Mit Degener wusste Staatspräsident Türm das Außenministerium wohl besetzt. In diesem Zuge erkundigte sich Boris Türm nach den anderen Ministerien und den vorgesehenen Ministern und ließ sich dabei grob über die Vorhaben eines jeden Ministeriums unterrichte.

    "Meine Herren... treten sie doch näher", winkte der Präsident die beiden heran und bot ihnen mit einer Geste jeweils einen Platz an. "Wie ich sehe, konnten Sie meinem Wunsch entsprechen, eine stabile Regierungskoalition zu formen.", eröffnete Boris Türm und nahm sich sodann die Freiheit seinen Parteifreund informell anzusprechen. "Schön dich dabei zu wissen, Phillipp."


    In der Folge ließ sich der Staatspräsident von Königskamp darüber informieren, wie er gedachte, die Koalition auszugestalten - insbesondere hatte Boris Türm natürlich ein persönliches Augenmerk auf Außen- und Verteidigungsministerium.

    In diesen Zeiten war Stabilität und Kontinuität gefragt - so wollte sich Türm nicht die Blöße geben, einen Kanzler zu erkennen, der keine Mehrheiten hinter sich zu vereinigen wusste. Wegen dieser Überlegungen gab Staatspräsident Türm seinem designierten Kanzler zu verstehen, dass der Abschluss der Verhandlungen zur Regierungsbildung gleichbedeutend mit Königkamps Ernennung zum Staatskanzler wäre.

    Türm hörte sich die Ausführungen in Ruhe an, stellte die ein oder andere Zwischenfragen und hakte für sich im Kopf ab, ob etwas passte oder nicht. Und wenn etwas nicht passte, ob es gänzlich unvereinbar mit seinen Vorstellungen war oder einfach nur der Preis, einen Macher zu bekommen. Am Ende kam Türm zu dem Schluss, dass sich das meiste mehr oder minder mit seinen Vorstellungen vereinbaren lies. So beauftragte er Königskamp damit schnellstmöglich eine mehrheitsfähige Regierung zu bilden.

    Insgeheim wusste Türm, dass mit Königskamp - auch gerade der letzten Aussage wegen - der richtige Mann vis-à-vis saß. Königskamp erfasste die schwierige Lage mit Weitblick und ebenfalls, dass diese eine gewisse Eile erforderte.
    "Wie ich sehe, sind Sie und ich bereits im ersten Punkt ein und der selben Meinung.", bestätigte Türm. "Ein guter Anfang wie ich eine..."
    Im Verlauf des nun folgenden Gespräches ließ sich Türm davon überzeugen, dass Königskamp genau der richtige Mann war für die kommende Aufgabe als Staatskanzler.

    "Dann erwarte ich Sie in anderthalb Stunden, Herr Königskamp.", bestätigte der Staatspräsident. Türm hatte in diesen tagen keinerlei Interesse, Bergen auch nur einen Wimpernschlag durch diese unruhigen Zeiten segeln zu lassen. Es war kein Gehemnis, dass am Ende einer Legislaturperiode allgemeine Lethargie immer mehr die Oberhand gewann - Zeit also, so schnell als möglich diesen Zustand so kurz wie möglich zu halten. "Gute Fahrt."

    Ein kurzes Klicken und Staatspräsident Türm war in der Leitung.
    "Guten Abend, Herr Königskamp. Sie werden mir die Störung um diese späte Stunde sicherlich nachsehen - aber ich denke in diesem Falle heiligt der Zweck tatsächlich die Mittel. Daher möchte ich auch ohne Umschweife zum Kern meines Anrufes kommen: Stehen Sie bereit die nächste Regierung als Staatskanzler zu leiten?", kam der Präsident wie angekündigt zum Punkt.
    Selbstverständlich würde noch ein Vier-Auge-Gespräch folgen, um zu eruieren, ob und wie die Ziele und Vorstellungen eines Königskamp mit denen des Staatspräsidenten konform gingen - doch musste dieser sich erst einmal bereit erklären auch diese Aufgabe übernehmen zu wollen.

    Leicht knickte der Straatspräsident und legte dabei ein wenig den Kopf schief.
    "Ich fühle mich geehrt, Exzellenz und komm dieser Einladung gerne nach.", bescheinigte Türm. "Es war mir ein Vergnügen Sie persönlich kennen lernen zu dürfen, Exzellenz." Damit erhob sich der Staatspräsident und ging zur Verabschiedung auf die Botschafterin zu um ihr die Hand zu geben. "Auf ein baldiges Wiedersehen, Exzellenz."

    "Dann nehme ich Ihre Einladung gerne an, Exzellenz.", schloss Staatspräsident Türm versöhnlich.
    Skeptisch blieb er allemal - aber eine gewisse Skepsis und das Hinterfragen von Sachverhalten hatte noch nie geschadet und so würde er es gerade in dieser Angelegenheit auch weiter beibehalten. Die Koordination der Termine würde er wie üblich seinem Büro überlassen.


    Im Verlauf des Gespräches wurde noch über dies und jenes gesprochen und einige weitere Themen erörtert.
    "Haben Sie sonst noch Anliegen, Exzellenz, bei denen ich Ihnen selbstverständlich gerne weiterhelfen werde.", kam Türm langsam zum Ende des Gespräches.

    "Der modulare Aufbau ist mir wohl bekannt, Exzellenz, und findet durchaus meinen Gefallen. Einzig zeigt die Antwort des dreibürgischen Erzvikars auf die Nord-Antika-Erklärung, dass diese auf tönernen Füßen steht und meiner Einschätzung nach derzeit - wenn es hart auf hart kommt - weder aufrecht erhalten noch teuer verkauft werden kann. Nichts desto trotz werde ich gerne Ihrer Einladung zu den Gesprächen nach Halton Castle folgen, Exzellenz, um mir persönlich vom Vorhaben der NAU ein Bild zu machen", versprach Türm der Botschafterin.

    So war von Dürren samt Entourage so schnell verschwunden wie sie aufgetaucht waren. Der 'Auftritt' - anders konnte Türm dieses Treffen und allen voran Dürren selbst nicht sehen - war so wie er es erwartet hatte: aalglatt, unverbindlich und nichts Greifbares - kurzum: für die von Dürren vielzitierte und bemühte Freundschaft ohne jeglichen Mehrwert. Dreibürgen wollte - und wollte mehr und immer mehr - bereits zu geben war es dafür aber anscheinend unter dem Reichserzvikar nicht. Es war an der Zeit gänzlich neue Wege zu beschreiten.

    "Richten Sie dem Reichserzvikar meine Besten wünsche aus.", gab Türm seinem Gast mit auf den Weg und erhob sich um den Botschafter mit seiner Entourage zur Tür zu geleiten.


    Beinahe beiläufig fügte Türm noch hinzu, "Über ein geplantes androisch-bergisches Militärmanöver vor der Küste Bergens und den Gewässern davor wird man Dreibürgen sicher noch informieren", lächelte Türm freundlich und reichte seinem Besucher die Hand zur Verabschiedung.

    "Ich ging bislang davon aus, Botschafter Dürren, bis Sie mich eines besseren belehrt haben und die Freundschaft zwischen unseren beiden Nationen als wiederherstellungsbedürftig eingestuft haben. Im nächsten Atemzug wiederum fordern Sie mich auf im Namen dieser scheinbar in Mitleidenschaft gezogenen, guten Freundschaft Partei zu ergreifen, um eben diese Freundschaft zu untermauern.", entgegnete Türm.